zwischen Songwriting und preproduction

Das Logic-Projekt zu "Beautiful Love" mit allen Spuren.
Das Logic-Projekt zu "Beautiful Love" mit allen Spuren.

"Ich arbeite gerade an meinem neuen Album."

Diesen Satz habe ich in den letzten Wochen bestimmt über 100 mal gesagt. Doch was steckt eigentlich dahinter, wenn ich "an meinem Album arbeite"? Musikfremde Menschen und selbst Kollegen, die nie ein Album aufgenommen haben, können sich darunter meist nur wage etwas vorstellen. Vielleicht stellst du dir auch vor, dass ich einfach in ein Studio gehe, wo ich meine Musik aufnehme, und danach "erscheint" das Album auf ganz mysteriöse Art und ist überall im Handel erhältlich. Gleichzeitig zum Release kommt noch ein hochwertig produziertes Musikvideo raus und ich werde über Nacht zum Superstar. Hach, wäre das schön...!! 😅 

 

Nur leider ist es nicht so. Denn a) will das Studio und der Mensch, der seine Arbeitszeit für mich opfert, ja auch finanziert werden (mitsamt dem gesamten Album und dem Musikvideo natürlich) und b) steckt dahinter ein großer kreativer Arbeitsprozess, in den ich dich heute mitnehmen möchte. Du schaust quasi direkt hinter die Kulissen, denn ich schreibe diesen Artikel, während gleichzeitig auf meinem PC ein Songprojekt mit Logic (meinem Aufnahmeprogramm) geöffnet ist, auf dem anderen Laptop mein Notenschreibprogramm mit den Noten für den Song, links neben mir das per Midi angeschlossene Piano und rechts von mir meine Mikrofone. In dem Zimmer steht noch fein aufgeräumt mein Cello und an der Wand hängt meine kleine blaue Ukulele - die ich erstmals in meinem neuen Album zum Einsatz kommen lasse. Und zwischen all dem meine beiden Katzen Tosca und Turandot, die sich gerade mal wieder streiten...

Phase 1: Songwriting

Bevor man etwas aufnehmen kann, muss natürlich erstmal ein Song her. Doch wie schreibt man einen Song? Manchmal beginnt es mit einer kleinen Melodie, die mir auf dem Weg zum Auto oder unterwegs einfällt. Manchmal ist es eine einfache Textzeile oder bereits ein Reim. Und manchmal sitze ich am Cello und nehme mir die Zeit, frei zu improvisieren und lasse einfach alles durch mich fließen, ohne es zu bewerten. Und immer dabei ist mein Aufnahmegerät (besser gesagt: mein Handy mit den Sprachmemos), denn jede gute Idee ist meistens so schnell vergessen, wie sie gekommen ist. Von 100 improvisierten Versuchen am Cello ist es vielleicht eine, die mir richtig gut gefällt. Und dann bin ich froh, wenn ich mit dem Handy die ganze Zeit mitgeschnitten habe. Dort sammeln sich meine Ideen an und bei der nächsten Gelegenheit setze ich mich ans Cello oder ans Klavier und versuche, diese Einfälle auf's Instrument und in Schriftform zu übertragen. Das mache ich direkt mit meinem Laptop und einem Notenschreibprogramm, denn so hab ich alles gleich sauber und in Druckform. 

 

Im nächsten Schritt finde ich entweder einen Text zu der Melodie, eine Melodie zu dem Text, eine Melodie zum Cellopart oder Akkorde zur Melodie. Oder ich mache mir schon ganz grob Gedanken darüber, wie die Gesamtform des Songs aussehen soll. Wenn ich mit allem fertig bin, muss ich nochmal genau überprüfen, ob ich in der Tonart auch wirklich alle Töne unangestrengt singen kann (ich skizziere mir dafür gerne meinen Tonumfang am Klavier) und ob die Tonart auch für das Cello geeignet ist. Was mir nämlich schonmal passiert ist, ist: mich in eine Cellobegleitung zu verlieben, diese mit Flageoletts und anderen Tönen zu versehen, die man nicht mal ad hoc einfach in andere Tonarten schieben kann, um dann nach ein paar Monaten zu merken, dass der Song eigentlich immer noch zu hoch oder zu tief für meine Stimmlage ist...🙈 Das ist dann eigentlich blöd, denn meine Stimme kann ich ja nicht verändern, nur alles andere drum herum.

 

In der Form halte ich mich an die übliche Songstruktur: (Intro) - Verse - (Verse) - (Prechorus) - Chorus - Verse - Chorus - (Bridge) - (Chorus) - (Outro). Natürlich gibt es auch da kein festes Schema: in jedem Song spüre ich hinein, wie die Teile zusammen passen, ob alle eingeklammerten Teile gebraucht werden oder ob vielleicht noch ein instrumentales Zwischenspiel irgendwo schön wäre... Oft entscheide ich das aber auch später, wenn ich die Songs öfter gespielt habe und ein besseres Gefühl habe. 

 

Auch der Text bekommt noch einen Feinschliff ab. Manchmal muss ich Textpassagen umschreiben, weil ich mich im Inhalt wiederhole, manchmal stimmt der dramaturgische Aufbau nicht oder - wenn sie auf englisch sind - ich lasse sie zur Sicherheit noch einmal von Muttersprachlern gegenlesen. Ich bekomme schon bei den Melodien ein Gefühl dafür, ob der Text auf deutsch oder englisch sein soll. Sie nachträglich in die eine oder andere Sprache umzuwandeln funktioniert meistens nicht, denn jede Sprache hat ihren eigenen Stil und musikalische Melodie und irgendwie hängen damit auch Hörgewohnheiten zusammen. Ich möchte mich da aber auch gar nicht festlegen, denn jeder Einfall hat seine Berechtigung und manchmal kommt mir eine Idee auf deutsch, manchmal auf englisch.

Phase 2: komposition / Arrangement

Meine Ziel ist es, all meine Musik direkt am bzw. mit dem Cello zu spielen, deshalb sind die Songs für mich noch nicht fertig, wenn sie als erstes Gesamtkonzept mit Akkorden fest stehen. Die nächste Phase Komposition/Arrangement findet zwar manchmal direkt beim Songwriting statt (wenn ich z.B. die Songs direkt am Cello schreibe), teilweise kommt sie aber erst danach. Wenn ich bereits Akkordfolgen, aber noch kein Begleitpattern für das Cello habe, drucke mir meine Songs mit Melodie/Text/Akkorden und einer zusätzlichen leeren Notenzeile aus, denn am Cello kommen mir die Ideen schneller und für diesen Arbeitsschritt brauche ich ganz altertümlich Bleistift und Papier - das geht einfach schneller als Notenprogramm oder iPad und ist irgendwie auch authentischer.

 

Meistens suche ich zuerst eine passende Begleitung für die Strophen und vielleicht ein anderes für den Refrain. Manchmal fällt mir aber auch spontan ein Intro ein, das ich als Zwischenspiel oder Outro in veränderter Form wiederverwenden kann. Später arrangiere ich die unterschiedlichen Teile noch differenzierter aus und nehme mir vor, für jeden Teil eine andere Begleitung zu finden und die Musik dramaturgisch so aufzubauen, dass Spannungsmomente entstehen, die auch zum Text passen. 

 

Anders herum überprüfe ich meine Ideen, die mir direkt am Cello gekommen sind, auch nochmal am Klavier und baue bei Bedarf noch spannendere Akkorde ein. Ich muss sagen, dass ich bisher mehr am Klavier geschrieben habe, die Ideen am Cello sind aber meistens authentischer, weil sie direkt von dem Instrument aus gedacht sind, das es letztendlich spielen wird. Diese Erkenntnis ist für den Kompositionsprozess wichtig (und übrigens: deshalb funktionieren auch manche Kompositionen für Cello nur bedingt: wenn die Komponisten nicht selbst Cellisten sind und die genauen Möglichkeiten des Instrumentes kennen, dann komponieren sie anders, als wenn sie direkt am Instrument für das Instrument schreiben).

 

Manchmal passiert es, dass ich merke, wie meine kompositorische Idee nicht so gut rüberkommt, wie ich mir vorgestellt habe. Dann stelle ich entweder die Idee um oder nehme auch mal einen Instrumentenwechsel vor: So habe ich z.B. auf einer Übungsaufnahme meines neuen Songs "Einfach frei" gemerkt, dass das Cello eigentlich zu tief für den Song ist und man die Basslinie, die in einer Tonleiter nach oben wandert, gar nicht mehr richtig wahrnehmen kann. Also hab ich den Song auf meiner Ukulele ausprobiert und siehe da: man hört die Basslinie viel besser und die Ukulele passt mit ihrer Verspieltheit eigentlich perfekt zum Thema des Songs. 

 

Am Ende dieses Arbeitsschrittes ist der Song konzertreif: d.h. er funktioniert so wie er ist mit Gesang und Cello oder eben nur Cello oder ich nehme noch meine Loopstation hinzu. 

Phase 3: instrumentierung

Zu diesem Schritt entscheide ich mich, wenn ich die Songs für ein Album aufnehme. Diesmal, bei meinem zweiten Album, ist es mein Wunsch, die Titel so zu arrangieren und instrumentieren, dass sie für mich perfekt klingen. Es kann also vorkommen, dass Songs auf dem Album umfangreicher produziert sind, als ich sie letzten Endes live werde spielen können. Das finde ich aber gerade das Spannende: dass die Idealvorstellung und Herangehensweise an einen produzierten Song eine andere ist, als an Live-Musik. Denn Live-Musik lebt ebenso von der visuellen Komponente und dem gemeinschaftlichen Erlebnis, aber vor allem von der Interaktion mit meinem Publikum oder meinen Mitmusikern. Wenn ich nun versuchen würde, alle Songs 1:1 abzubilden, dann wäre jedes Konzert gleich und somit langweilig. Auf diesem Album aber möchte ich meine Songs ausschmücken und und mit zusätzlichen Instrumenten dekorieren.

 

Bei "Like it's heaven on earth" habe ich mir also einen Traum erfüllt: ich werde meine erste eigene kleine Band auf der Bühne (die Premiere des neuen Programms ist am 02. November 2022 im Kulturforum Wiesbaden) und auf dem Album haben. Allerdings ist es keine "gewöhnliche" Band mit Gitarre, Bass, Klavier, Schlagzeug geworden - wer mich kennt weiß, dass ich mich mit "normalen" Konstrukten irgendwie nicht anfreunden kann. In meiner Band sind 4 Elemente der Musik vereinigt: Klassik (damit verbinde ich mich) - Weltmusik - Pop - Jazz. Der Vertreter für Weltmusik ist Gernot Blume, der gleich an mehreren Instrumenten zu hören sein wird. Bei unserem ersten Ideen-Austausch hatten wir afrikanische Kora, indische Sitar, chinesische Xaphoon, Harfe und Akkordeon bzw. Concertina im Visier. Ich bin noch immer ganz der Vorfreude ob dieser Fügung, denn die internationalen Instrumenten passen so wunderbar zum Motto des Albums. Mein Vertreter des Pop ist Markus Allhenn am e-Bass, denn ich liebe die tiefen Töne und er gibt damit zusätzlich ein wunderbares rhythmisches Fundament: durch ihn beginnen die Songs richtig zu grooven. Und unser Vertreter des Jazz ist Florian Wehse am Flügelhorn. Vor ein paar Jahren durfte ich mal den Libertango mit ihm am Flügelhorn spielen und war so begeistert von der Klangfarbe in Verbindung mit Cello, dass ich sie unbedingt auf meinem neuen Album haben wollte.

 

In der Phase der Instrumentierung schaue ich also, welche Instrumente ich in welchem Songs haben möchte, wie sie live klingen, welchen Tonumfang sie haben und was damit spieltechnisch möglich ist. Dann nehme ich mir die Songs vor, die ich schon in meinem Aufnahmeprogramm eingespielt habe. Ich überlege mir pro Song, in welchem Teil welche Melodie von welchem Instrument gespielt werden soll und mache dann grobe Skizzen auf einem extra Notenblatt. Gleichzeitig lege ich eine neue Midi-Spur an und suche einen Sample-Sound aus der Logic-Bibliothek, der dem Klang des Instrumentes am nächsten kommt. Der Klang ist zwar noch nicht final, aber doch schon recht nah an den meisten Instrumenten, sodass ich damit direkt austesten und hören kann, welche Spielweisen passen und welche nicht. Ich spiele dann die Stimme am Klavier über Midi ein und setze sie in Noten. So haben meine Kollegen schonmal eine grobe Idee über meine Vorstellungen, können aber auch ihrem eigenen Tongefühl vertrauen und bei Bedarf selbst kreativ zu werden.

 

Ich fühle mich in diesem Prozess wie eine Malerin, die die verschiedenen Farben vor sich ausgebreitet hat und entscheiden kann, ob das Bild eher zart und sparsam mit Farbe oder pompös gestaltet wird. Das ist für mich eine neue Erfahrung, da ich ja bisher meistens fertige Musik konsumiert und wenig selbst instrumentiert habe. Und diese Erkenntnisse verschaffen mir wiederum einen großen Respekt vor den Menschen, die gesamte Orchesterwerke und Filmmusiken komponieren. 

Phase 4: Preproduction

In meiner Arbeitsweise geschieht die Preproduction zusammen mit der Instrumentierung, denn es beschreibt eigentlich die finale Instrumentierung/Arrangement mit Spuren aller Instrumente (Midi oder Audio) in der Aufnahmesoftware (auch DAW genannt). Wenn man mit der Preproduction fertig ist, kann man das gesamte Projekt schon in eine .wav- oder .mp3-Datei umwandeln und sich ein zweites Feedback holen. Für dieses Album habe ich mir die Unterstützung von Yaniel Matos geholt, bei dem ich seit Beginn des Jahres Unterricht nehme und der selbst schon mehrere Alben produziert hat. Vier Ohren hören eben mehr als zwei.

 

Wie du schon rausgelesen hast, arbeite ich mit der Aufnahmesoftware Logic. Für Apple-User ist das ein ziemlich weit verbreitetes und auch recht unkompliziert nutzbares Programm. Es gibt noch viele andere professionelle Programm, die man natürlich ebenfalls nutzen kann: Cubase, Ableton, Studio One, Reeper, ProTools... um nur einige zu nennen. Wenn du selbst Lust bekommen hast und dich an deine ersten eigenen Aufnahmen heranwagen möchtest und zufällig ein Apple-Gerät daheim hast, dann kann ich dir Bandcamp sehr empfehlen. Es ist die kostenlose und abgespeckte Version von Logic, man kann sich damit sehr leicht einen Überblick über die Möglichkeiten von Aufnahme, Instrumentierung und Midi verschaffen und schon eigene Songs produzieren.

 

Am Ende der Preproduction habe ich also alle meine Songs mit den verschiedenen Spuren für Gesang, Cello und allen anderen Instrumente mindestens in Midi vorliegen. Ich nehme immer in stereo auf, das macht es für den Tontechniker, der danach alles mischt und mastert, einfacher. Üblich ist eine professionelle Aufnahme in 24bit und 48kHz. Man sollte immer vor Beginn des Projektes überprüfen, ob auch tatsächlich 48kHz und nicht etwa 44,1kHz eingestellt sind, denn bei einem Export in die andere kHz-Größe wird der Song schneller oder langsamer abgespielt, d.h. es ändert sich mit der Geschwindigkeit auch die Tonhöhe. Falls es falsch angelegt war, kann man also keine aufgenommenen Tracks exportieren, sondern muss alles komplett neu einspielen. Ein Fehler, der mir leider auch schon passiert ist...🙈 

 

Ich selbst spiele meine Spuren daheim mit 2 Neumann-Mikrofonen ein. Dafür habe ich in der gesamten Wohnung doppelte Gardinen angebracht, damit man Außengeräusche nicht hört, und zusätzlich zwei große aufklappbare Schall-Absorber hinter den Mikros aufgestellt. Nach und nach ersetze ich nun die Midi-Spuren mit den echten Mikrofonspuren meiner Album-Gäste, womit wir zum nächsten Schritt gelangen:

Phase 5: final production

In der Final Production sind alle Midi-Spuren komplett durch "echte" Spuren ersetzt worden. Diese Spuren liegen trocken, also ohne Hall o.ä. vor. Für mein neues Album habe ich von den Errungenschaften der Pandemie profitiert: alle meine Musiker haben sich nämlich spätestens in der Pandemie mit Homerecording beschäftigt und ich musste ihnen nur meine Aufnahmen schicken und sie schickten mir ihre Spur zurück. Das macht das Aufnehmen easy, denn man verliert nicht extra Zeit mit Fahrt/Aufbau etc. im Studio und jeder kann zu der Zeit aufnehmen, wann es für ihn passt. Diesen Aufnahme-Prozess nennt man übrigens "Remote Recording".

 

Habe ich alle Stimmen zusammen, mache ich noch ein paar klangliche Einstellungen, z.B. muss man nachtunen oder manchmal auch den Rhythmus verfeinern, um den Ansprüchen der modernen Musikindustrie, der Labels und der virtuellen Streaming-Plattformen gerecht zu werden.

Phase 6: Mix und Mastering

Diesen Arbeitsprozess habe ich ausgelagert, denn dafür braucht man professionelle Erfahrung. Ich habe bereits für ein vorheriges Album mit Markus Strasser zusammen gearbeitet, deshalb vertraue ich ihm dabei voll und ganz. Er wird einerseits den einzelnen Instrumenten noch einen realistischeren Sound verpassen und auch Komponenten wie Hall, EQ etc. anpassen. Außerdem ändert er die Lautstärke der einzelnen Instrumente, damit jedes gut wahrnehmbar ist und sich im End-Mix ideal einpasst. Um das Gefühl einer Stereo-Aufnahme zu gewinnen gibt es außerdem die Möglichkeit, die Instrumente "im Raum aufzuteilen", d.h. man kann sie akustisch mehr auf die linke Seite (das linke Ohr) oder auf die rechte Seite (das rechte Ohr) legen. Man richtet sich dabei nach der Aufstellung, wie sie z.B. auf einer Bühne stehen würden. Der Gesang ist dabei aber immer das Wichtigste und bleibt in der Mitte.

 

In dieser Phase bin ich oft mit ihm in Austausch und höre mir seinen Mix auf verschiedenen Geräten (mit Kopfhörern oder auch nur Handysound) an. Denn auch wenn die Songs natürlich idealerweise mit einer guten Anlage oder guten Kopfhörern gehört werden sollten: heutzutage hören viele nur über ihr Smartphone, also muss auch der Smartphoneklang so optimal sein wie möglich.

Phase 7: GEMA-Anmeldung und lizenzen

Während Markus also das Album mischt, sitze ich an GEMA-Anmeldung und der Anmeldung von Lizenzen. In der Regel bedürfen Cover-Versionen keine extra Lizenz, wenn sie ein Original-Cover sind. Für eine Bearbeitung braucht man aber eine Lizenz vom Herausgeber. Die Unterscheidung darin ist aber oft schwammig: z.B. ist in der Klassik schon ein Instrumenten-Wechsel eine Bearbeitung, in der U-Musik zählt das aber oft noch als Cover. Hier muss ich also die Verlage explizit anschreiben und abklären, ob ich eine Genehmigung bzw. Lizenz brauche, was diese kostet und für wie lange diese gültig ist.

Die GEMA-Anmeldung ist insofern einfacher, da man nur die Titel des Albums nennt und sich dann die Gebühr für die Album-Veröffentlichung ausrechnen lässt. Ich habe alle meine eigenen Titel bei der GEMA angemeldet und verdiene insofern bei jedem Konzert und jeder Radio/Fernsehsendung damit.

 

Zusätzlich werde ich mich in dieser Phase auf die Suche nach einem Label begeben. Ich kann mich Verlagen und Labels nur vorstellen, wenn ich diesen schon einen Eindruck von meinem fertigen Album zeigen kann. Ich lade die fertig gemasterten Titel also online auf einem privaten Portal hoch und schicke den Link an verschiedene Labels in der Hoffnung, dass es in das Programm und den Releaseplan einer dieser Agenturen passt und wir uns auch vertraglich einigen können.

Phase 8: druck und pressung

Bei meinem letzen Album habe ich mir selbst Gedanken gemacht, welches optische Erscheinungsbild mein Album haben soll, welche Bilder und Texte auf Vorderseite, Rückseite und CD stehen sollen und ob ich ein Booklet und wenn ja mit wie vielen Seiten haben möchte. All diese Inhalte habe ich als Vorschau mit Photoshop erstellt und dann an eine Grafikerin weitergeleitet, die dies dann auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Presswerks angepasst hat. Jedes Presswerk hat nämlich seine eigenen Vorlagen, mit denen es arbeitet und außerdem verändert sich die Wahrnehmung von Farben zwischen digital (rgb) und print (cymk). Es ist also sinnvoll, diesen Schritt einem Profi zu überlassen. 😉

 

Außerdem hat man je nach Presswerk die Wahl zwischen einem Jewel Case (das sind die durchsichtigen Plastikhüllen) oder einem Digipack. Mir persönlich gefallen Digipacks besser, denn sie zerbrechen nicht und brauchen auch ein kleines bisschen weniger Plastik.

 

Auch muss man prüfen, ob wirklich alle Schriftarten, die im Design enthalten sind, für kommerziellen Gebrauch freigegeben sind. Man möchte nicht wirklich riskieren, dass man alles einstampfen muss, weil man eine Schriftart ohne Genehmigung verwendet hat.

 

Hat man alles fertig, gibt man die fertig gemasterten Tracks und alle Unterlagen für das Album beim CD-Werk der Wahl in Auftrag. Es lohnt sich, zusätzlich ein paar CDs nur im Pappschuber zu bestellen: diese eignen sich gut, um sie an Veranstalter und Radiosender zu schicken. Geliefert werden sie dann - je nach Bestellumfang - in einer Großlieferung bzw. auf einer Palette. Man sollte also unbedingt daheim sein und den Liefertag genau abstimmen. 

Phase 9: Albumrelease

Sobald das Datum für die CD-Lieferung feststeht, lege ich den Termin für den digitalen Album-Release fest. Man sollte auf den digitalen Plattformen immer mit einem Vorlauf von mind. 14 Tagen (besser mehr) rechnen, da sonst Zusatzkosten entstehen können. Außerdem hat man so bessere Möglichkeiten, einzelne Songs zu pitchen, d.h. Playlist-Kuratoren von Spotify vorzuschlagen. 

 

Für den digitalen Release habe ich mich diesmal dafür entschieden, alle Songs als Singles zu veröffentlichen. Wenn man ein komplettes Album releast, kann dies sehr schnell in Vergessenheit geraten. Wenn man aber jeden Monat einen neuen Titel veröffentlicht, dann hat man jeden Monat etwas Neues zu erzählen, das Publikum kann sich in Ruhe diesem einen Titel widmen und man erhöht auch die Chancen pro Release auf einen Pitch. Das Album wird trotzdem physisch bei mir erhältlich sein - wer also sofort alle Songs hören möchte, kann dies direkt über meine Website bestellen. So bleiben auch alle Kosten bei mir und nicht auf anderen Plattformen.

10. Videopremiere

Wie bereits eingangs gesagt: im Idealfall hast du gleichzeitig ein Video produziert, das am selben Tag oder 2-3 Tage verschoben mit deinem Album / deiner Single heraus kommt. Teile es auf allen Kanälen und bitte auch Freunde und Bekannte, dieses Video zu liken und zu kommentieren. Ein Like oder ein Kommentar ist kostenlos, verschafft dir aber mehr Reichweite. Welches Video es bei mir sein wird... das werde ich heute noch nicht verraten. 😅 Danke, dass du bis hier gelesen hast und wenn du einen Hinweis hast oder dir dieser Beitrag geholfen hat, dann schreib mir das gerne! Oder schau' in unsere Trailer zum neuen Programm "Like it's heaven on earth" rein:







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